Sammlungen/Funde

Die Fresken der ehemaligen Peterskirche

Die älteste und bedeutendste Kirche Weinheims war die 861 erstmals erwähnte Peterskirche am Zusammenfluss von Weschnitz und Grundelbach. Ihre Bedeutung durch die Jahrhunderte zeigt sich v.a. in den künstlerisch herausragenden Fresken des 13. und 14. Jahrhunderts, die beim Abbruch der Kirche 1910 an den Nordwand unter mehreren Putzschichten entdeckt wurden. Sie stellen Szenen des Alten und Neuen Testaments dar. Durch eine Notbergung konnten die Fresken gerettet werden. Das Museum der Stadt Weinheim zeigt sie in einem eigenen Raum.

Fotografie vom Abbruch der Kirche

Abbruch der alten Peterskirche 1910

Der damalige Pfarrer Issel fertigte ein Aquarell der vorgefundenen Situation und beschrieb die Bilder mit den dazugehörigen Bibelstellen.

Aquarellskizze der Lage der Fresken

Aquarellzeichnung von Pfarrer Issel 1910 mit der ursprünglichen Anordnung der Fresken in der Peterskirche.

Zunächst waren die Fresken im Turmzimmer der Gewerbeschule untergebracht, wo auch die Sammlung des Altertumvereins beheimatet war. Erst 1956 wurden sie in dem jetzigen Raum vor die alte Wand gesetzt. Die heutige Abfolge entspricht in etwa der 1910 vorgefundenen Situation.

Darstellungen

Die Bemalung war in dem im Mittelalter üblichen Zonenschema angelegt, d.h. die einzelnen Darstellungen wurden durch ein Rankenmuster voneinander getrennt. Das Fragment Nr. 5 zeigt auf schwarzem, mit weißen Sternen belegten Grund einen Christuskopf.

Freske: Christuskopf

Von den Malereien der Fensterlaibung ist noch die Verkündigungsszene erhalten: Maria hält die Hände hingebungsvoll in die Höhe gestreckt, während eine weiße Taube, als Verkörperung des Heiligen Geistes, über ihrem Haupt schwebt (Fragment Nr. 3).

Freske: Maria Verkündigung

Die folgende Szene zeigt die Darbringung des Jesuskindes im Tempel (Fragment Nr. 6).

Freske: Darbringung von Jesus im Tempel

Aus der oberen Zone der Nordwand des Langhauses stammt die Darstellung der Erschaffung Adams (Fragment Nr. 8). Der unbekleidete Adam empfängt sitzend und mit gefalteten Händen von Gottvater den Odem des Lebens. Gottvater trägt ein blaues Gewand mit rotem Umfang.

Freske: Erschaffung Adams durch Gottvater

Direkt daneben schließt sich die Szene des Sündenfalls (Fragment Nr. 9) an: Die hochbeinige und hagere Personendarstellung und ihre fast natürliche Bewegung zeigt das Verständnis des Malers für die anatomische Beschaffenheit des menschlichen Körpers. Im Zentrum des Bildes steht der Baum der Erkenntnis mit gelbem Stamm auf rotem Boden. Rechts daneben steht Adam, links Eva. Sie lässt sich von der um den Baumstamm geschlungenen Schlange einen Apfel reichen.

Freske: Adam und Eva im Paradies, Sündenfall

Die größte Darstellung zeigt die Kreuzigung Christi (Fragment Nr. 10) aus der mittleren Zone der Langhauswand. Aus dem Kreuzstamm wachsen Zweige, deren Blätter ursprünglich die "letzten sieben Worte" trugen.Über dem Haupt des Gekreuzigten wird die Seele Christi als kleines Kind mit dem Kreuznimbus dargestellt, von den Händen Gottvaters aufgenommen. Der Leib des Gekreuzigten (nahezu 3 m groß) ist von einer roten Strichzeichnung konturiert. Das Haupt mit den geschlossenen Augen, von einem grünen, dreifach geflochtenen Band gekrönt, hat sich zur Schulter herabgeneigt. Der weiße Lendenschurz, durch seinen bewegten Faltenwurf geprägt, fällt fast bis zu den Knöcheln. In ungewöhnlicher, aber für den Kruzifixtyp des 14. Jahrhunderts charakteristischer Darstellungsform überlagern sich die Beine vom Knie ab.

Freske: Jesus am Kreuz

Technik

Bei den Fresken handelt es sich um eine Malerei auf Kalkputz mit Fresco- und Secco-Bindung.

Datierung

13./ 14. Jahrhundert
Künstler und Auftraggeber sind unbekannt.