Franz Josef Heisel: Unternehmer und Radsportpionier

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Im Gebäude des Gasthauses „Karlsberg” (heute Grimminger) hatte Heisel seine Weinheimer Filiale. In diesen Räumen führte später Else Demuth das Handarbeitsgeschäft Frieda Müller. Repro: WN-Archiv

von Heinz Keller

Alle Beiträge in diesem Zeitungsarchiv sind erstmals in den Weinheimer Nachrichten erschienen. Die Veröffentlichung auf der Internetseite des Weinheimer Museums erfolgt mit der Zustimmung der DiesbachMedien GmbH.

Franz Josef Heisel stammte aus Edesheim, einem Weinort an der Südlichen Weinstraße. In Ludwigshafen erlernte er das Handwerk des Mützenmachers und brachte es in Berlin zum Hut-, Stock- und Schirm-Fabrikanten und Besitzer zahlreicher Verkaufsläden in vielen deutschen Städten.  „Der intelligente Mann verstand es, sich beizeiten alle Fortschritte der Technik zu eigen zu machen, und zu der Zeit, da er die Aussichts-losigkeit der Heimarbeit erkannte, sich die Mittel zu verschaffen, die es ihm ermöglichten, zum Großbetrieb und zum Großhandel überzugehen”, schrieb der „Weinheimer Anzeiger” 1913 in einem Nachruf zu Heisels Tod.

Hutladen von Franz Josef Heisel
Einer von zahlreichen Heisel-Läden in deutschen Städten.

Heisel wurde alleiniger Besitzer der Berliner Stock- und Schirmfabrik Obert & Co., als er alle Anteilscheine in Höhe von 100.000 Mark erwarb. Sein unruhiger Geist war damit aber noch nicht zufriedengestellt. Heisel begann mit Spekulationen und die meisten scheinen ihm auch gelungen zu sein, denn bald besaß er in vielen größeren Städten eigene Häuser in bester Geschäftslage. In ihnen richtete er Verkaufsgeschäfte für seine Hut-, Stock- und Schirmfabrik ein. „Der energische Zug, durch den er diese geschäftlichen Erfolge erzielte, ließ ihn auch im gesellschaftlichen Leben herrische Züge annehmen, was natürlich oft zu Reibungen führen musste”, charakterisierte der „Weinheimer Anzeiger” den verstorbenen Mitbürger.

In seinem geschäftlichen Wirken machte sich Franz Josef Heisel alle Neuerungen klug zu nutze. Er zeigte auch großes Interesse an sportlichen Entwicklungen. Heisel war einer der ersten, der sich im Straßenverkehr des Fahrrads bediente. Er fuhr durch Ludwigshafen und Mannheim auf dem Hochrad und gehörte in beiden Städten zu den Mitbegründern der ersten Radfahrer-vereine. Dem 1891 gegründeten Radfahrerverein Weinheim stand Heisel lange Jahre als Vorsitzender vor. Er führte den ältesten der Weinheimer Radsportvereine zur Blüte. Später wandte sich Heisel mit gleichem Eifer dem Automobilsport zu, in dem er sich allerdings nicht nur Freunde schuf.

Gruppe Männer mit Fahrrädern, Flaggen (historische Foptografie)
Heisel gründete im Rhein-Neckar-Raum mehrere Radfahrervereine.

Bei seinem Nachruf entdeckte der „Weinheimer Anzeiger” „in der anscheinend nur von egoistischen Trieben beherrschten Brust ein patriotisches Herz”. Die erste Weinheimer Tageszeitung folgerte das daraus, „dass er für die Krieger so manches übrighatte und als Regisseur mit dem Festspiel ‚Des ersten Kaiserreichs Entstehen” großen Erfolg erzielte. 1912 wurde Franz Josef Heisel zum Ehrenmitglied des 1872 gegründeten Kriegervereins Weinheim ernannt, der unter dem Vorsitz des Nudel-Fabrikanten Heinrich Kleh damals fast 900 Mitglieder hatte.

Das 1828 als „Kurbrunnen Weinheim” gegründete Stahlbad erwarb Franz Josef Heisel 1881 aus dem Besitz des Ludwigshafener Freiherrn Albert von Toussaint, der die Kurbrunnenanlage ab 1881 ausgebaut, an die neu gegründete Nebenbahn Mannheim-Weinheim mit einer Haltestelle Stahlbad angeschlossen hatte und dennoch gescheitert war. Heisel erwarb das insolvente Stahlbad 1881 bei einer Versteigerung für 65.500 Mark und funktionierte es zu einer Kneipp‘schen Wasserheilanstalt um. Im Kurbrunnen Weinheim hatte Heisel einst als Kurgast geweilt. Mit der Übernahme und dem Ausbau der Einrichtungen wollte er seine Dankbarkeit für die hier wiedererlangte Gesundheit ausdrücken.

Heisel verschaffte dem Stahlbad, zusammen mit dem ärztlichen Leiter Dr. Adam Karrillon noch einmal eine Blütezeit. Der Durchbruch zu anhaltendem Erfolg gelang aber weder ihm noch seinen Nachfolgern. 1921 kaufte die Stadt Weinheim das Stahlbad zum Preis von 180.000 Mark.

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