Die OEG-Brücke

Bild der Stahlträger der Brücke.
Nahezu ein halbes Jahrhundert markierten die hochragenden Stahlbogenträger der ersten OEG-Brücke den westlichen Stadteingang von Weinheim. Bild: Archiv Weinheim.

Die Geschichte dreier Brücken an Weinheims Verkehrsschlagader

von Heinz Keller

Weinheim. Die OEG-Brücke, Weinheims wichtig­ste innerstädtische Ost-West-Verbindung, wird in den nächsten zwölf Wochen saniert. Bis Juni sollen erhebliche Mängel am Bauwerk beseitigt, knapp 1.000 qm Asphalt und die Gehweg- und Radwegflächen erneuert werden.

Die Einweihung der ersten von inzwischen drei Brücken über die Gleise der Bundesbahn liegt dann genau 107 Jahre zurück: am 1. Juni 1912 wurde die „Überführungsbrücke” eingeweiht und markierte danach 45 Jahre lang mit ihren hochragenden Stahlbogenträgern die westliche Zufahrt zur Weinheimer Innenstadt. Die neue Brücke ersetzte den schienengleichen Bahn-übergang aus der unteren Bahnhofstraße zur Viernheimer Straße, der damals die einzige Ost-West-Verbindung war für den Verkehr aus dem Odenwald nach Mannheim und für die Weinheimer Bauern zu ihren Feldern westlich der Stadt. Bis 1915 wurde die Brücke von Dampfzügen der OEG befahren. Dann wurde die zweigleisige Nebenbahnlinie Mannheim-Weinheim elektrifiziert. 1935 gab der Gemeinderat der Brücke den Namen „Mannheimer Brücke“, den sie offiziell bis heute trägt.

Hatte der „Weinheimer Anzeiger“ 1912 den Brückenneubau auch damit begründet, dass „hier mitunter bis zu 200 Autos täglich verkehren“, so versiebzigfachte sich das Verkehrsaufkommen in den Wirtschaftswunderjahren nach dem 2. Weltkrieg auf 14.000 Fahrzeuge täglich. Das Passieren der nur neun Meter breiten Brücke, die sich PKW und Bahn teilen mussten, war oft mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden, wenn zwei OEG-Züge über die Brücke fuhren und bei der Haltestelle „Brücke“ vor der Gaststätte „Stadt Weinheim“ anhielten.

Der Brückenneubau, auf den die Stadt Weinheim seit 1950 gedrungen hatte, vollzog sich zwischen 1955 und 1957 und brachte auf nun 28 Metern Brückenbreite vier Fahrspuren für den Straßenverkehr und zwei Bahngleise auf der  Brückenmitte. Außerdem wurde die OEG-Haltestelle von der Brücke an die Luisenstraße verlegt. Auch in der Mannheimer Straße wurden damals die OEG-Gleise in die Straßenmitte verlegt. Mit der Einweihung der zweiten OEG-Brücke am 10. August 1957 war die Inbetriebnahme der ersten Weinheimer Verkehrssignalanlage am neu gestalteten Postknoten – das alte Kaiserliche Postamt stand noch auf dem Areal – verbunden.

Bereits 1964 zeigten sich erste Schäden an der neuen Brücke, die in den Folgejahren mehrfach saniert wurde, deren grundlegende Sanierung wegen der hohen Verkehrsbelastung der B 38 (45.000 Fahrzeuge täglich) aber immer wieder verschoben wurde. 1988 erstellte das Institut für Beton- und Stahlbetonbau der Universität Karlsruhe eine umfassende Schadensanalyse, die so schlecht ausfiel, dass ein Brückenneubau unumgänglich wurde. Die Sanierungsarbeiten begannen im Juni 1989 und wurden am 1. Dezember 1990 abgeschlossen. Das fast 4 Millionen DM teure Projekt machte die dritte OEG-Brücke zu einer der langwierigsten und schwierigsten Baustellen der Nachkriegsgeschichte.

Bauarbeiten an der Brücke.

Die Aufnahme aus dem Jahr 1956 zeigt die alte Bogenbrücke neben der Baustelle für die zweite OEG-Brücke.
Bild: Archiv Weinheim.