Jubiläum: Der Rentnerclub Weinheim-Nord feiert 2019 sein 50-jähriges Bestehen

In der Gemeinschaft älter werden

Bild der Stahlträger der Brücke.
Erstes Mai-Wochenende 1977: die neue Schutzhütte auf der Vogesenschau mit dem kanadischen Schindeldach wird ihrer Bestimmung übergeben. Bild: WN-Archiv

von Heinz Keller

Weinheim. Schon immer machten die Hirschkopf-Wanderer gern Halt an der Vogesenschau, um den herrlichen Fernblick in die Pfalz und zu den sanft ansteigenden nördlichen Vogesen zu genießen. Den „Hölzernen Pavillon“ nannte man – im Gegensatz zum nicht weit davon entfernten „Eisernen Pavillon“ über dem (Alpenvereins-)Steinbruch im Birkenauer Tal – die Schutzhütte, von der aus man bis zu den Vogesen schauen konnte. Sie hatte vielleicht schon hundert Jahre auf dem Buckel, als sie zum Anlass eines Festes wurde, das am 25. Mai 2019 in der Woinemer Hausbrauerei gefeiert wird: das 50-jährige Bestehen des Rentnerclubs Weinheim-Nord.

Philipp Böhler, populärer Obstgroßhändler an der Paulstraße, machte 1969 einen Frühlingsspaziergang, den Blütenweg hinauf zur Höhe über den Weinbergen der Grafen von Berckheim. Auf der wackeligen Bank vor dem Hölzernen Pavillon saß eine Wandererin, die sich bitter beschwerte, dass man vor lauter Gestrüpp nichts mehr von der Stadt sehe. „Stimmt!“, antwortete Böhler und nahm sich vor, das zu ändern. Er nutzte seine knappe Freizeit und machte sich, mit Heckenschere und Säge bewaffnet, an die Rodung des Platzes vor der Schutzhütte, der eigentlich noch dem Grafen von Berckheim gehörte. Dabei kam schnell der Gedanke auf, die Verschönerung gemeinsam mit Gleichaltrigen zu betreiben. Daraus entstand eine Seniorengruppe, die sich am 8. Mai 1969 als „Rentnerclub“ gründete und den Pavillon  zum Treffpunkt für gesellige Veranstaltungen erkor. Und weil Philipp Böhler, den sie alle nur „den Boss“ nannten, beim Ausputzen einen Eichenschößling entdeckt und ihn neben den Pavillon gepflanzt hatte, hatte der Treffpunkt auch schnell einen Namen: bei der Rentner-Eiche. Dass Unbekannte 1972 den jungen Baum brutal absäbelten und am Fahnenmast aufhängten, der eigentlich nur fröhliche Feste verkünden sollte, gehört zu den traurigen Episoden in der ansonsten erfreulichen Geschichte des Rentnerclubs Weinheim-Nord, der nun 50 Jahre besteht.

Inzwischen ist längst eine neue Eiche herangewachsen und der morsche Pavillon wurde 1977 nach schweren Sturmschäden durch eine neue Schutzhütte ersetzt, die etwas ganz Besonderes ist: sie ist mit Schindeln der roten Zeder gedeckt, die von kanadischen Indianern geschnitzt wurden. Die Schindeln waren ein Geschenk des in Kanada lebenden und mit seiner Heimatstadt lebenslang verbundenen Weinheimers Hermann Müller. Natürlich war er am ersten Mai-Wochenende 1977 dabei, als die neue Schutzhütte, mit Unterstützung der Stadt und des Staatlichen Forstamtes, ihrer Bestimmung übergeben wurde, erbaut nach den Plänen von Werner Kreckel.

Das Aushängeschild der Nordstadt-Rentner: die „Old Sonny Boys” Heinrich Pflästerer,
Franz Flettner und Fritz Heckmann (von links). Bild: WN-Archiv

An der Rentnereiche, in und um die Vogesenschau feierten die Nordstadt-Rentner viele Feste: das Zehnjährige mit der Ehrung der Gründungsmitglieder Philipp Böhler und Karl Henes, das Zwanzigjährige mit der Verabschiedung von „Boss“ Böhler und seiner Ernennung zum Ehrenvorsitzenden, und vor allem die Sommerfeste, die schnell zur „Kerwe der Nordstadt“ wurden. Musik beim Sommerfest, bei den Treffen im Stammlokal „Zum Goldenen Hirsch“ und bei den „Äppelwoi-Nächten“ in Böhlers Markthalle „Zum Blauen Bock“ machten die „Old Sonny Boys“ mit Franz Flettner, Heinrich Pflästerer und Fritz Heckmann. Für Walter Frank, den Nachfolger von Philipp Böhler, gab es allerdings häufig Ärger mit jungen Menschen, die mit Autos zur Vogesenschau fuhren, dort feierten und die Schutzhütte voller Schmutz hinterließen. 1991 wurden bei einer solchen „Party“ sogar die Stadtfahnen verbrannt, die zum Sommerfest einladen sollten. Seit 2005 gibt es keine Sommerfeste mehr.

Sein 50-jähriges Bestehen feiert der Rentnerclub Weinheim-Nord am Samstag, 25. Mai, ab 12 Uhr in der Woinemer Hausbrauerei.