Zwei BM-Wahlen im gleichen Jahr

Zwei Bürgermeisterwahlen innerhalb eines Jahres gab es in Weinheim zweimal im vergangenen Jahrhundert: 1920 und 1966.

von Heinz Keller

Am 3. Februar 1920 wählte der Weinheimer Bürgerausschuss den Heidelberger Arbeitersekretär Christian Stock mit 44 von 72 Stimmen zum neuen Bürgermeister und Amtsnachfolger des am 23. Juli 1919 aus gesundheitlichen Gründen zurückgetretenen Bürgermeisters Dr. Karl Alexander Wettstein. Der 36-jährige Stock, von 1946 bis 1950 erster hessischer Ministerpräsident nach dem Zweiten Weltkrieg, trat das Amt in Weinheim allerdings nicht an, denn im März 1920 hatte ihn Reichspräsident Friedrich Ebert ins Reichswehrministerium nach Berlin berufen und die Stadt Weinheim hatte seinen Amtsverzicht akzeptiert.

Am 10. Mai 1920 traten die 84 Mitglieder von Gemeinderat und Bürgerausschuss zur zweiten Bürgermeisterwahl zusammen. Die Fraktionen hatten sich zuvor auf den Ettlinger Bürgermeister Joseph Huegel als einzigen Kandidaten geeinigt. Der 44-Jährige erhielt dann auch 71 Zustimmungen. Die Fraktion der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei (USPD) enthielt sich beim Wahlgang der Stimme.

1966: zwei OB-Wahlen

Das Jahr 1966 brachte ebenfalls zwei Oberbürgermeister-Wahlen. Am 23. Januar wurde der seit 1948 amtierende Oberbürgermeister Rolf Engelbrecht zum dritten Mal ins höchste Stadtamt gewählt. Er war, nach den Wahlgängen gegen OB Wilhelm Brück (1948) und Bürgermeister Dr. Friedrich Meiser (1954) diesmal der einzige Kandidat und das wirkte sich auf die Wahlbeteiligung aus. Sie erreichte nur bescheidene 44 Prozent.

Bei der zweiten OB-Wahl des Jahres 1966 war das ganz anders. Nach dem unerwarteten Tod von Rolf Engelbrecht am 26. April als Folge eines schweren Verkehrsunfalls auf der schneeglatten Landstraße zwischen Überlingen und Salem musste am 10. Juli 1966 ein neuer Oberbürgermeister gewählt werden. Aus dem wohl härtesten Wahlkampf der Weinheimer Nachkriegsgeschichte ging der Bürgermeister von Lauda, Oberregierungsrat a. D. Theo Gießelmann, mit 52,25 Prozent der Stimmen als Sieger hervor. Sein starker Gegenkandidat war der Weinheimer Gewerkschaftssekretär und Vorsitzende der SPD-Gemeinderatsfraktion, der Landtagsabgeordnete und spätere Erste Bürgermeister Wolfgang Daffinger.

Gießelmann und Daffinger wurden am Ende ihrer Amtszeiten Ehrenbürger von Weinheim. (2020)